ZDF zoom: Kredit oder Konkurs - Die fragwürdigen Methoden von Schufa & Co.

Jeder, der in Deutschland einen Kredit, einen Handyvertrag oder eine Versicherung erhalten möchte, wird zunächst hinsichtlich seiner Bonität geprüft. Auch Vermieter interessiert die Bonität ihres künftigen Mieters. Hier kommen die Auskunfteien - wie SCHUFA, Creditreform - ins Spiel. Das Geschäft dieser Auskunfteien boomt. Diese Doku wirft einen kritischen Blick darauf. Hier einige Essenzen:

  • immer wieder kommt es zu Fehlern in Datensätzen und es werden mangelhafte Kontrollen moniert
  • die Berechnungen sind nicht nachvollziehbar und werden als Geschäftsgeheimnisse gehütet
  • gefährlich sind auch Verwechslungen, die auftreten bei Namensvettern, welche auch noch am gleichen Tag Geburtstag haben - vermutlich werden häufig nur diese Daten zur Identifikation herangenommen. Der Leidtragende ist dann immer der Verwechselte, der neben Stress und Zeit, die er für die Bereinigung des Irrtums aufwenden muss, auch noch eine (wenn auch nur vorübergehende) negative Bonität (etwa ein Score von 5 bis 20 Prozent von 100) besitzt - welche ihm bei Kreditanträgen oder anderen Verträgen nachteilig sein kann. Kredite werden dann einfach abgelehnt oder zu viel zu schlechten Konditionen (v.a. zu hohen Zinsen) vergeben. Unterschiede von 7 Prozent sind dabei nicht unrealistisch.
  • Zwar werden die Einträge von den Auskunfteien im Regelfall wieder korrigiert, aber wiederholte Falscheinträge sind faktisch nicht ausgeschlossen.
  • Die Auskunfteien sind auf korrekte Informationen angewiesen - werden z.B. alte Kriterien von den Partnern nicht als erledigt gemeldet (z.B. Bürgschaften oder abgelaufene Verträge), wird der Score nicht automatisch angepasst. Eine gesetzliche Pflicht zur Prüfung der Informationen durch die Auskunfteien besteht nicht. Sie geben jedoch an, regelmäßige Stichproben oder Überprüfungen durchzuführen. Das schließt jedoch vorsätzliche oder unbeabsichtigte Falschmeldungen seitens der Vertragspartner nicht aus.
  • Ein Gutachten von 2009 im Auftrag des Bundesministeriums für Verbraucherschutz ergab, dass beachtliche 45 Prozent aller SCHUFA-Datensätze veraltet, unvollständig oder falsch waren. Bei einer im Jahr 2010 von der Zeitschrift Finanztest durchgeführten Untersuchung waren es 37 Prozent aller Daten.
  • Auskunfteien sind privatwirtschaftliche Unternehmen mit Gewinnerzielungsabsicht - keine Behörden. Sie finanzieren sich über Mitgliedsbeiträge und kostenpflichtige Auskünfte.
  • Anteilseigner am Marktführer SCHUFA aus Wiesbaden sind zu 87 % Banken und Sparkassen
  • die SCHUFA besitzt Daten zu 66,3 Millionen Menschen und erteilt 300.000 Auskünfte pro Tag; Datenquellen sind Firmenkunden und öffentliche Register
  • Mitbewerber der SCHUFA sind u.a. Creditreform Boniversum, Bürgel Wirtschaftsinformationen, deltavista und infoscore
  • Auch wenn keine Informationen zum bisherigen Zahlungsverhalten verliegen, werden z.B. anhand des Geoscorings persönliche Scorewerte anhand der Anschrift, Alter, Geschlecht und Wohnsituation berechnet. Dadurch erfolgt schnell eine Diskriminierung anhand statistischer Vorurteile und auch eine Sippenhaft für z.B. die Nachbarn.
  • Anhand lediglich eines Adresswechsels verschlechterte sich der Scoringwert einer Testperson drastisch bei fast alle Auskunfteien. Nur bei der SCHUFA behielt die Person ihren vorbildlichen Wert.
  • Einmal pro Jahr hat jeder Verbraucher das Recht, eine kostenlose Selbstauskunft bei den Auskunfteien anzufordern. Dieses Recht sollte wahrgenommen und die Unterlagen dann akribisch überprüft werden.
  • Der Bundesgerichtshof hat die Berechnung der Bonität der Auskunfteien als schützenswertes Geschäftsgeheimnis bestätigt.

Sehen Sie sich hier den kompletten Beitrag an (Dauer 29:17 min):

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