Ende 2013 betrug das die Kreditsumme der Europäer auf etwa 1.061 Milliarden Euro - also über eine Billion. Das klingt sehr viel, war aber immerhin 0,9 Prozent geringer als noch im Vorjahr. Dies besagt die Studie "Consumer Credit Market in Europe" der französischen Crédit Agricole Consumer Finance (CACF) Gruppe. Dazu wurde die Kreditaufnahme in den 28 Ländern der EU untersucht.
Die generelle Abnahme der Kreditaufnahmen ist demnach vor allem in Krisenländern wie Spanien, Portugal und Irland zu beobachten. Auch in Deutschland ist die Summe der Kredite leicht gesunken. In Großbritannien und Dänemarkt stieg sie hingegen.
Niedrige Zinsen kurbeln Konsum an
Der Grund, warum die Deutschen weniger Kredite aufgenommen haben, liegt aber nicht an der Wirtschaftslage - denn die ist hierzulande solide und entwickelt sich stabil. Vielmehr trägt dazu die Niedrigzinssituation bei, welche dazu führt, dass die Deutschen ihr Geld weniger für die mittlerweile kaum nennenswerte Rendite anlegen, sondern damit lieber konsumieren. Dies mag immer noch unlogisch klingen - jedoch war das Geld bisher in gutverzinsten und mittel- bis langfristigen Geldanlagen geparkt. Wurde dann spontan Geld benötigt, kamen viele um eine kurzfristige Kreditaufnahme nicht herum. Dies ist nun nicht mehr in diesem Umfang der Fall. Diese Konstellation ist eine Ausnahmesituation in Europa.
Die Aussichten versprechen hier keine nennenswerte Verbesserung der Kreditwirtschaft - vorausgesetzt, der Gesetzgeber erschwert die Kreditaufnahme nicht weiterhin. Dann könnten die Prognosen noch deutlich negativer ausfallen.
Arbeitslosigkeit beeinträchtigt Kredite
Im südlichen Europa hingegen kämpfen die Menschen immer noch erbittert gegen die Krise, welche Europa seit 2008 gepackt hat. Seitdem sind in Südeuropa einschließlich Frankreich auch die ausstehenden Konsumentenkredite um sieben Prozent gesunken. Dies ist vor allem auf die hohe Arbeitslosigkeit zurückzuführen, welche eine gewöhnliche Kreditaufnahme (lesen Sie auch unseren Beitrag zu Arbeitslosenkrediten) unmöglich macht und die Konsumlust behindert. Zudem stellen Kredite auch eine Investition in die Zukunft dar - diese positive Perspektive fehlt den meisten Menschen in den von der Krise gebeutelten Regionen immer noch.
Stärkere Regulierung durch Basel III
Als ob die Krise die Kreditbereitschaft nicht bereits genug reduzieren würde, kommt zudem auch der Faktor der stärkeren Regulierung der Banken bei der Kreditvergabe durch das Basel III genannte Reformpaket zum tragen.
Ländervergleich
Die Briten sind mit 260 Milliarden Euro ausstehender Konsumentenkredite die Spitzenreiter. Die Wachstumsrate zu 2012 liegt bei fünf Prozent. Ebenso zugenommen haben die Konsumentenkredite in Dänemark (15 Prozent), der Slowakei (fünf Prozent), in Schweden (vier Prozent), in Luxemburg (drei Prozent) sowie Malta und Litauen (je ein Prozent).
Auf Platz zwei der Kreditsumme liegt bereits Deutschland mit 223 Milliarden Euro. Diese Topplatzierung liegt Experten zufolge auch an der hierzulande relativ geringen Verbreitung und Nutzung von Kreditkarten. Das negative Wachstum der Kredite betrug in Deutschland ein Prozent.
Ebenso rückläufig sind die Kreditsummen in Frankreich (minus zwei Prozent auf 146 Mrd. Euro), Italien (minus drei Prozent) sowie Spanien (minus acht Prozent).
Erstmals wurden für die Studie auch Russland und die Türkei untersucht - hier sind die privaten Kreditaufnahmen (ohne Immobilienkredite) seit 2010 im Schnitt um 20 Prozent gewachsen.
Pro-Kopf-Verschuldung
Auch bei der Verschuldung pro Bürger sind die Briten führend: 4.071 Euro Kreditschulden hat jeder Brite. Dies ist seit 2009 der höchste Wert. Etwas abgeschlagen dahinter folgen Luxemburg (3.721 Euro) sowie Dänemark (3.301 Euro).
Die Deutschen sind pro Kopf mit 2.716 Euro verschuldet (2012 noch 2.741 Euro). In Russland und Türkei ist bereits ein Niveau von etwa 1.200 Euro erreicht. Das ist vergleichbar mit Spanien und den Niederlanden. Schlusslicht ist Litauen mit 222 Euro.